Vom Namen her ist mir die Autorin N. K. Jemisin seit Jahren ein Begriff: Sie hat mit ihren phantastischen Romanen eine Reihe von Preisen gewonnen und ist weltweit erfolgreich. Ich selbst hatte aber bislang noch keines ihrer Werke gelesen – bei ihrem aktuellen Roman änderte ich das: »Die Wächterinnen von New York« ist spannend und ideenreich, und ich bin sicher, dass es für viele Menschen das Lieblingsbuch dieses Jahres werden wird.
Die Geschichte ist gar nicht so einfach zusammenzufassen, weil sie – wenn man sie sich genau anguckt – einen recht theoretischen Hintergrund hat. Deshalb versuche ich es über die Figuren: Brooklyn war in ihrer Jugend eine Rapperin, hat sich von ihrer Vergangenheit gelöst; heute sitzt sie als Schwarze Frau und wichtige Figur der Lokalpolitik im Stadtrat. Bronca ist eine Künstlerin, die in einer Galerie arbeitet und dort nicht nur mit allerlei intriganten Menschen zu tun hat, sondern auch weiße Pseudo-Künstler ablehnen muss. Aislyn wohnt auf Staten Island, wo sie weit ab von den zentralen Punkten in New York ist.
Diese drei Frauen sind gewissermaßen Avatare, sie stehen für die Teile von New York: Brooklyn, die Bronx und Staten Island. Auch für Queens und Manhattan gibt es solche Avatare, darüber hinaus gibt es einen jungen Mann, der die gesamte Stadt New York verkörpern soll.
Und sie alle stehen einem Angriff gegenüber, gegen den sie sich kaum wehren können. Seltsame Wesen manifestieren sich in den Straßen von New York, sie verwandeln Menschen, sie greifen an. Welche Ziele sie haben, bleibt lange Zeit völlig unbekannt.
Wer an dieser Stelle verwirrt ist, möge sich nicht grämen. So geht es schließlich sogar den Figuren in diesem Roman. Sie alle wissen anfangs nichts davon, dass sie für einen Stadtteil oder die gesamte Metropole stehen. Sie müssen sich erst einmal mit ihrer neuen Situation vertraut machen. Zudem werden sie schneller in Kämpfe verwickelt, als sie überhaupt verstehen, was rings um sie herum passiert.
Was N. K. Jemisin aus der Idee macht, ist spannend und mitreißend zugleich. Die Autorin stellt ihre Figuren lebensecht dar, sie macht klar, wie sie denken und fühlen. Sie zeigt die unterschiedlichen Figuren, wie sie sich innerhalb von New York und vor allem in ihren jeweiligen Stadtteilen bewegen. Sie erzählt, wie sie zusammenfinden, wie sie langsam Freunde werden und wie sie mit Angriffen fertig werden.
Auch wenn vieles noch unklar bleibt – es gibt eine Fortsetzung zu diesem Roman –, zeigt sich recht früh eine vielschichte Handlung mit originellen Charakteren. Der Charme der modernen Popliteratur verbindet sich mit der epischen Breite eines »Herrn der Ringe« – für Menschen, die sich gern in eine trickreiche Welt voller Einfälle begeben, ist das wunderbares Lesefutter.
»Die Wächterinnen von New York« empfinde ich als Phantastik im wahrsten Sinn. Es ist keine typische Fantasy, und auch Science Fiction ist es nicht unbedingt. Für meinen Geschmack ist es eine phantastische Geschichte, die hervorragend unterhält und die ich hiermit empfehlen möchte! Wer sich einlesen möchte, findet auf der Produktseite des Verlags einige weitere Informationen sowie eine Leseprobe.
Erschienen ist der Roman als Hardcover mit Schutzumschlag bei Klett-Cotta. Das 544 Seiten starke Buch kostet 25,00 Euro. (Das E-Book gibt‘s übrigens für 19,99 Euro.) Mithilfe der ISBN 978-3-608-50018-9 kann man es überall in allen Buchhandlungen bestellen. Auch der PERRY RHODAN-OnlineShop liefert das Buch gern aus.
