Ein Vierteljahrhundert nach dem Gastroman – Teil zwei Andreas Eschbach in einem Interview

5. Dezember 2023

Im Rahmen des PERRY RHODAN-Reports, der vierwöchentlichen Beilage zur PERRY RHODAN-Serie, erschien ein Interview mit Andreas Eschbach. (In Band 3240, »Ewig lebe der Ganjo!« von Robert Corvus.) Die Fragen stellte Olaf Brill.

Es ging um den ersten Gastroman zur Serie, der 1998 veröffentlicht worden war. Dieses Interview dokumentieren wir auch an dieser Stelle. Wegen des erhöhten Umfangs bringen wir es in drei Teilen.

 

 

Brill: Wie die meisten Schriftsteller hast du schon in jungen Jahren mit dem Schreiben angefangen. Wenn ich nicht irre, erschien deine allererste veröffentlichte Kurzgeschichte, als du 16 Jahre alt warst – in PERRY RHODAN!

Eschbach: Ja, so ziemlich die einzige Veröffentlichung, die mir peinlich ist. Das lief damals noch völlig spontan ab – Papier in die Schreibmaschine spannen, drauflos schreiben und sich die Geschichte erst während des Schreibens ausdenken.

 

Brill: Ja, das hab ich damals auch so gemacht. Deine Kurzgeschichte erschien, zusammen mit einem Leserbrief von dir, auf der LKS eines Romans von H. G. Francis. Gab es damals Reaktionen darauf?

Eschbach: Nein. Erst später, als unglücklicherweise jemand diese Story wiederentdeckte.

 

Brill: Hattest du Kontakt zu anderen Fans oder den Autoren der Serie?

Eschbach: Nein. Max und ich haben die Serie gemeinsam gelesen. Der eine hat die Erstauflage gekauft, der andere das jeweils neue Heft der 5. Auflage, und wir haben dann immer getauscht – und darüber diskutiert, aber das war es im Wesentlichen.

 

Brill: Hast du Cons oder PR-Stammtische besucht?

Eschbach: Ich wusste gar nicht, dass es das gibt. Von Clubs hat man auf der LKS gelesen, und ich erinnere mich dunkel an ein paar Briefwechsel, aber das hat keinen großen Raum in meinem Leben eingenommen.

 

Brill: Sind damals weitere Leserbriefe oder Beiträge von dir in PERRY RHODAN-Heften erschienen? Die einschlägigen bibliografischen Websites verzeichnen nur noch einen weiteren Beitrag viele Jahre später in PR 1648: »Der Zweite Terraner – Ein Interview mit Reginald Bull«.

Eschbach: Ich bin kein großer Leserbriefschreiber, fürchte ich. Mit dem Interview mit Bull hatte ich eigentlich den Ehrgeiz, in den PR-Report zu kommen; das habe ich jedenfalls in meinem Begleitbrief vorgeschlagen. Tja – hat nicht geklappt.

Für mich selber war es aber eine aufschlussreiche Erfahrung, dieses Interview zu schreiben, weil ich dabei gemerkt habe, dass das eine sehr nützliche Methode ist, sich einer Romanfigur zu nähern und sie auf einer tieferen Ebene zu verstehen, als nur einen Steckbrief auszufüllen (»hat rote Borstenhaare«, »poltert gern herum« usw.).

Brill: Falls es dir eine Genugtuung ist: Falls du jemals wieder auf die Idee kommen solltest, einen Beitrag für den PR-Report schreiben zu wollen, bist du jederzeit herzlich willkommen!

 

Brill: Das »Interview mit Bull« erschien im Jahr 1993, und nur fünf Jahre später durftest du deinen ersten Gastroman schreiben, mit Bull als Hauptfigur. Hast du da einfach eine Nebenfigur zur Hauptfigur ausgebaut, oder war es mit Exposéautor Robert Feldhoff abgesprochen, dass Bull dir besonders liegen würde?

Eschbach: Mit Robert war nur abgesprochen, dass er mir mit seinem Exposé zu 1935 eine Art »Sandbox« bauen würde, in der ich nichts falsch machen konnte, was die Haupthandlung betrifft. Inwieweit das dann tatsächlich der Fall war, sei mal dahingestellt; immerhin spielt das Resultat des Romans ja doch eine gewisse Rolle, ein reiner Füllroman ist es also nicht geworden.

Aber ich schätze, mein Interview mit Bull wird doch eine gewisse Rolle gespielt haben, dass ich ausgerechnet ihn als Figur für den ersten Gastroman bekommen habe.

 

Brill: Im Anschluss an den »Gesang der Stille« blühte Bull in der PERRY RHODAN-Serie regelrecht auf: Auch die anderen Autoren beschrieben Bully plötzlich wesentlich komplexer, als man es zuvor erlebt hatte – bis hin zu Hubert Haensels »Kosmos-Chroniken«, die vollständig aus Sicht Bulls erzählt waren (erschienen im Jahr 2000).

Eschbach: Wenn das so ist, dann liegt das einfach daran, dass man mal mehr Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hat. Das geht mit jeder Figur so: Wenn man genau genug hinschaut, entdeckt man neue Aspekte an ihr. Man leuchtet sie sozusagen besser aus, und was vorher nur ein Farbfleck unter vielen war, wird zu einem Gebilde mit Licht und Schatten. Was wesentlich interessanter ist.

 

 

Perry Rhodan 1935: Der Gesang der Stille
Eschbach, Andreas
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845319346
1,99 €
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Perry Rhodan 3240: Ewig lebe der Ganjo!
Robert Corvus
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845362403
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