Science Fiction für ein sehr junges Publikum – Teil eins Eine Kolumne von Andy Schmid über die PERRY RHODAN-Kinderprodukte

23. September 2023

Dass sich die PERRY RHODAN-Serie schon lange immer wieder auch explizit an Kinder richtet, das belegt ein ausführlicher Beitrag von Andy Schmid. Es wurde im PERRY RHODAN-Report 569 veröffentlicht, der als Beilage zum PERRY RHODAN-Band 3236 (»Der schwarze Garten« von Michael Marcus Thurner) erschien.

Diesen Beitrag dokumentieren wir sehr gern auch an dieser Stelle. Wegen seiner Länge kommt er als Kolumne in zwei Teilen.

 

Der erste »Plüsch-Gucky«

»Der kleine Perry« ist nicht das erste PERRY RHODAN-Produkt, das sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet. Gehen wir einmal zurück zum Anfang der Serie.

1961 waren die ersten PERRY RHODAN-Leser hauptsächlich junge Erwachsene und »Junggebliebene«. Diese bildeten die feste Stammleserschaft für die Heftromane. Nach dem durchschlagenden und schnellen Erfolg der Serie wurde ein weiteres Zielpublikum anvisiert, nämlich Teenager, also die Kinder der ersten Lesergeneration.

Ab 1965 vertrieb der Verlag die beiden ersten Fanartikel, die an dieses Publikum gerichtet waren: ein PERRY RHODAN-Abzeichen und PERRY RHODAN-Schiebebilder. Dazu kamen andere Produkte mit Science-Fiction-Bezug, zum Beispiel eine Mondkarte. Die erste Anzeige dazu erschien in PERRY RHODAN-Heft 200.

1967 gründete der Berliner Fan Fredy M. Schulz seinen sogenannten Science-Fiction-Service, der diese Artikel in Lizenz vertrieb und die Produktpalette erweiterte um Bastelbögen, PVC-Figuren, Risszeichnungssonderdrucke oder Poster. Die erste Anzeige dazu erschien in Heft 322.

Der Verlag wollte aber auch die ganz junge Generation für die Serie interessieren – Kinder, die nicht unbedingt zu einem Heftroman griffen, der auf dem Nachttisch des Vaters lag. Ein ganz spezielles Spielzeug sollte sich im Kinderzimmer als »dritte Macht« zwischen Teddybär und Legobausteinen etablieren: die wohl beliebteste Figur des Autors und Serien-Miterfinders Clark Darlton, der Mausbiber Gucky.

1967 produzierte der Spielzeughersteller Anker als PERRY RHODAN-Lizenzprodukt einen rund dreißig Zentimeter großen Plüsch-Gucky. Dieser erfreute sich bald größter Beliebtheit – nicht nur bei den Kleinen, sondern unter allen Altersgruppen der Leser. Die erste Anzeige dazu erschien in PERRY RHODAN 307 (siehe Bild). Den plüschigen Gesellen gab es bis etwa 1969 zu kaufen, dann wurde die Produktion eingestellt. Die kurze Verfügbarkeit führte dazu, dass der klassische Plüsch-Gucky heute ein begehrtes Sammlerstück ist.

 

Comics, Puzzles und mehr

Fast zeitgleich startete Ende der Sechzigerjahre die erste PERRY RHODAN-Comic-Reihe, mit der Kinder und Jugendliche verschiedenen Alters erreicht werden sollten: Eine Nacherzählung der Heftroman-Serie sollte Teenager ansprechen, Atlan-Zeitabenteuer Erstleser, und für das kleine Publikum waren »Guckys Abenteuer« auf Tramp gedacht.

Diese Geschichten waren kindgerecht gezeichnet und teils mit einer sehr einfachen Handlung erzählt. Sie erschienen in »Perry Rhodan im Bild« 1 bis 16, dann wechselte Gucky in die Haupthandlung. Auf den Titelbildern der Comics 1 bis 8 wurde Gucky zudem stets gesondert abgebildet, und auf allen Titelbildern bis Heft 27 wurden Atlan und Gucky in einem gezackten Stern extra erwähnt.

Ein weiteres beliebtes Produkt waren die PERRY RHODAN-Quartette. Sie erschienen im Jahr 1969 bei F. X. Schmid – Vereinigte Münchener Spielkarten-Fabriken KG. Es gab sie in drei Versionen: Terraner und außerirdische Intelligenzen, Weltraumschiffe sowie PERRY RHODAN-Quiz.

Kartenspiele waren ein wichtiges Bindeglied zwischen allen Altersgruppen der Leser. Quartettspiele mit Themen wie Autos, Technik oder Raumfahrt beherrschten den damaligen Markt. Genau hier passten die PERRY RHODAN-Quartette hervorragend herein.

Dass diese Konzepte von Erfolg gekrönt waren, zeigte die große Zahl jugendlicher Leser. In den Siebzigerjahren schossen PERRY RHODAN-Clubs wie Pilze aus dem Boden, auf dem Pausenhof wurde entweder über »Jerry Cotton« oder PERRY RHODAN diskutiert, und die Besucher auf dem Weltcon 1980 waren überwiegend Teenager.

Puzzles sind von jeher ein beliebtes Beschäftigungsspiel für kleinere Kinder. Sie fördern die Konzentration und Geduld, haben somit eine wichtige pädagogische Aufgabe. Kein Wunder, dass in  den späten Achtzigerjahren auch PERRY RHODAN-Puzzles auf den Markt kamen.

Der Spielkartenhersteller ASS Altenburger brachte ab 1986 vier Puzzles in 750 Teilen im Format  42 cm × 60 cm heraus. Dazu wurden die klassischen Bruck-Titelbilder der Heftromane 415, 667, 742 und 935 verwendet. Auch PERRY RHODAN-Puzzles erlebten viele Jahre später eine Renaissance. Doch zunächst wurde es wieder ruhig rund um kindgerechte Merchandising-Artikel.