Die PERRY RHODAN-Leihbücher – Teil zwei Kolumne von Norbert Fiks über die erste Hardcover-Ausgabe von PERRY RHODAN

3. Oktober 2021

Im September 2021 wurde die PERRY RHODAN-Serie bekanntlich sechzig Jahre alt. Zu diesem Anlass erschien im PERRY RHODAN-Report – er wurde im Band 3136 veröffentlicht, das den Titel »Oszyrium« trägt und von Michelle Stern stammt – ein Artikel von Norbert Fiks.

Sein Rückblick auf die PERRY RHODAN-Leihbücher soll an dieser Stelle dokumentiert werden. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in zwei Teilen: gestern Teil eins, heute Teil zwei.

 

Scheer als Zugpferd
Als Autor ist auf dem Umschlag des ersten PERRY RHODAN-Leihbuchs nur Scheer angegeben, womöglich weil er das »Zugpferd« des Verlages in Sachen SF war. Im Buch werden Scheer und Walter Ernsting (nicht Clark Darlton) als Verfasser genannt. Titel und Untertitel (»Sie kamen aus den Tiefen der Galaxis – nie hatte man mit ihnen gerechnet«) wurden vom Original übernommen.

Das farbenfrohe Umschlagbild zeigt zwei in rote Raumanzüge gekleidete Männer in einer futuristisch anmutenden Umgebung. Es unterscheidet sich deutlich vom Titelbild des Heftromans. Dieses wie auch die Titelbilder aller anderen PR-Leihbücher hat offenbar Johnny Bruck gemalt. Das versicherte Helmut Levermann, der sich an den Namen allerdings nicht mehr erinnerte.

Im Telefonat erzählte der Verlagsmitarbeiter, dass der Künstler »in der Nähe von München in einem Bauernhaus« gewohnt und er ihn dort einmal besucht habe. Als Titelbildkünstler genannt ist Bruck nur in den Bänden 11 bis 39.

Alle Leihbücher ziert ein Logo mit der Aufschrift »Perry Rhodan/Der Erbe des Universums«. Auf der Rückseite des Schutzumschlags von Band 1 ist Werbung für den Folgeband »Götterdämmerung« zu sehen.

So warb der Klappentext für das Buch (Originaltext):
»Als sie am 19. Juni 1971 ihr Raumschiff bestiegen und der bemannte Mondstart begann, waren sie voll Hoffnung und Zuversicht. Die Angst kam erst später. Vier Raumpiloten der US-Air-Force rasen in den Himmel, aber sie ahnen dabei nicht, daß ihre Namen in die Geschichte der Menschheit eingehen werden. Die Mondlandung erfolgt unter eigentümlichen Umständen, zu eigenartig, um noch mit normalen Versagern erklärt werden zu können. Die ›Stardust‹ schlägt hart auf und ein automatisches Funkgerät gibt QQRXQ auf Kanal 16.

Major Perry Rhodan, der Chef der Expedition, ist sich darüber klar, daß man den vorgesehenen Landeplatz verfehlt hat. Rhodan riskiert alles, als er unter größten Schwierigkeiten zu jenem Ort vorstößt, wo man den fremden Störsender geortet hat. Die erste Begegnung zwischen Mensch und Fremdintelligenz findet unter abstrakten, atemberaubenden Geschehnisshen statt. Schließlich ist es die technisch-wissenschaftliche Macht der Arkoniden, die Rhodan dazu zwingt, nach der erfolgten Rückkehr zur Erde zum Weltfeind No. 1 zu werden.

Ein Atomkrieg wird im Keime erstickt. Spaltstoffreaktionen sind unmöglich, wenn die freien Neutronen gebunden werden. Ein nichtirdisches Atomgeschütz eröffnet das Wirkungsfeuer auf einen öden Landstrich der Sahara, und Captain Reginald Bull verblüfft die Menschheit und einen fähigen Arzt.

Die Geburtsstunde der Enzyklopädia Terrania hat geschlagen. Der Mensch beginnt kühl und alles riskierend nach den Sternen zu greifen. Ein galaktisches Imperium steht auf tönernen Füßen. Es ist Perry Rhodan, der in klarer Konsequenz die nötigen Schlüsse zieht, die da heißen: ›Wir sind Terraner, niemals aber Weiße, Gelbe oder Schwarze. Uns ist die Erde und uns wird der Raum gehören!‹

Zwingende Logik, fundiertes Wissen und klare Sprache zeichnen den ersten Band der Rhodan-Serie aus. Die Geschichte der Neuen Menschheit hat begonnen.«

Wie hoch die Auflage der Leihbücher insgesamt war und wie viele Leser sie fanden, weiß niemand. Das letzte PERRY RHODAN-Leihbuch war Band 56 »Die Spezialisten der USO«, der die Heftromane 150 (»Die Spezialisten der USO«) und 156 (»Lemy und der Krötenwolf«) enthielt. 44 Heftromane wurden nicht im Leihbuch veröffentlicht. Einzelheiten können Interessierte online in der Perrypedia unter dem Stichwort »Leihbücher« nachlesen.

Die PERRY RHODAN-Autoren der ersten Stunde hatten – bis auf Kurt Mahr (1934-1993) – eine Vergangenheit als Verfasser von Leihbüchern, bevor sie Heftromane schrieben. Alle Werke aufzuführen, würde den Rahmen sprengen; hier muss eine Auswahl reichen. Wer darüber mehr wissen will, wird in der Online-Datenbank sf-leihbuch.de fündig.

K. H. Scheer verfasste ab 1952 mehr als 60 Leihbücher; außer seinen SF- und Kriminalromanen sind darunter auch Piraten- und Abenteuerromane unter Pseudonymen wie Alexej Turbojew oder Pierre de Chalon. Seine letzten eigenständigen Leihbücher, »Gegenschlagsprogramm ›Kopernikus‹« (ZBV 18) und »Die Männer der Pyrrhus«, erschienen 1965 bei Balowa.

Walter Ernsting (1920 – 2005) brachte es auf elf Leihbuch-Romane, an zwei weiteren war er als Co-Autor beteiligt, alle unter dem Pseudonym Clark Darlton. Er war insofern eine Ausnahme, weil er als Autor und Redakteur der UTOPIA-Großbände schon ein Standbein im Heftroman-Sektor hatte, bevor er 1956 für den Zwei-Schwalben-Verlag (Hannoversch Münden) den Roman »Überfall aus dem Nichts« verfasste. Außerdem übersetzte Ernsting für Leihbuch-Verlage Romane aus dem Englischen.

Winfried Scholz (1925 – 1981), der vier PERRY RHODAN-Romane schrieb, hatte als Leihbuch-Autor eine große Produktivität und gehörte zu den bekanntesten deutschen Science-Fiction-Autoren seiner Zeit. Als W. W. Shols verfasste er 42 Romane; 25 schrieb er unter dem Verlagspseudonym W. oder William Brown.

Diesen Namen teilte er sich unter anderem mit Hans Peschke (1923 – 1994) alias Harvey Patton, der es auf 15 Leihbücher brachte. Als Patton hat er bekanntlich einen PERRY RHODAN-Roman und zahlreiche ATLAN-Heftromane verfasst.

Kurt Brand (1917 – 1991) betrieb selbst eine gut eingeführte, große Leihbücherei in Köln, bevor er mit dem Schreiben anfing. Er verfasste 23 SF-Leihbücher (davon neun als C. R. Munro und einen als Lars Thorsten), bevor er 38 PR-Heftromane schrieb. Er war auch als Western-Autor tätig.

Das Werksverzeichnis von William Voltz (1938 – 1984) enthält nur ein Leihbuch. Sein Erstling »Sternenkämpfer« erschien 1958 im Wiesemann-Verlag (Wuppertal), fünf Jahre vor seinem ersten PERRY RHODAN-Roman. Das Buch wurde von den Mitgliedern des Science-Fiction-Clubs Deutschland (SFCD) zum »schlechtesten Roman des Jahres« gewählt (wobei eine Rolle gespielt haben könnte, dass Voltz in jenem Jahr zusammen mit Scheer aus Verärgerung über den von Walter Ernsting geführten SFCD den Konkurrenzclub STELLARIS SF-Interessengemeinschaft gegründet hatte).

Auch Hans Kneifel (1936 – 2012), der 1968 zu PERRY RHODAN kam und schon als Autor der zweiten Generation gilt, debütierte als Leihbuchautor. »Uns riefen die Sterne« erschien 1956 im Awa-Verlag in München. Kneifel kam auf drei Leihbücher.

Leihbücher sind inzwischen ein beliebtes Sammelgebiet. Das gilt besonders für das Phantastik-Genre und erst recht für PERRY RHODAN. Titel aus weniger nachgefragten Gebieten sind heute selbst in gutem Zustand für ein paar Euro zu bekommen, eines der 56 PR-Leihbücher wird man dagegen kaum für unter 30 Euro erwerben können, und bei Band 1 kommt man schnell an die 100-Euro-Grenze.

Norbert Fiks

Perry Rhodan 3136: Oszyrium
Michelle Stern
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845361369
1,99 €
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Perry Rhodan 3136: Oszyrium
Michelle Stern
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900006520