»Meine eigene Serie« – Teil eins Eine Kolumne von Ben Calvin Hary über die Exposéarbeit für PERRY RHODAN-Atlantis

23. September 2022

Im August 2022 kam der Roman »Die Advokatin Bukk« von Kai Hirdt in den Handel, der die Bandnummer 3184 trug. Als redaktionelle Beilage enthielt er einen PERRY RHODAN-Report, in dem ein Artikel von Ben Calvin Hary zu lesen war. Der Autor erzählte darin, wie er die Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis konzipierte.

Diesen Beitrag dokumentieren wir an dieser Stelle. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in drei Teilen: heute bringen wir Teil eins, morgen den zweiten Teil, und übermorgen folgt der abschließende Teil.

 

Allerlei Seemann-Metaphern

Sie haben mir meine eigene PERRY RHODAN-Serie gegeben.

Ja, sie waren wirklich so wahnsinnig. Von rund acht Milliarden Menschen auf Terra haben sie ausgerechnet mir das Flaggschiff der deutschsprachigen Science Fiction anvertraut – ok, gut, ein Beiboot. Aber sie haben mich als Kapitän damit in die Weiten des Atlantischen Ozeans geschickt, um gemeinsam mit meiner Crew neues Seemannsgarn zu spinnen.

»Sie«, das sind natürlich die Kollegen aus der PERRY RHODAN-Redaktion. Und nun, zwölf Exposés (also Handlungsentwürfe für die einzelnen Romane), zwei Romane aus meiner Feder, etliche Datenblätter und ungezählte Stunden auf der Kommunikationsplattform Slack später, ist das Abenteuer schon wieder vorbei.

Aber ist es das wirklich? Wird dieses Logbuch in Ben das Gefühl wieder aufleben lassen, wie es ist, der Steuermann zu sein? Wird er die abgenudelte Seemanns-Metapher durchziehen und für den Rest des Artikels mit nautischen Begrifflichkeiten um sich werfen? Die kommenden Seiten werden es zeigen.

Ich greife mir selbst vor. Ich sollte am Anfang einsteigen. Bei Ben, dem hoffnungsvollen Schiffsjungen, der sich mit YouTube-Videos, dem »Report« und Romanen für Miniserien und PERRY RHODAN NEO einen Platz an Deck der Fregatte PERRYVERSUM erarbeitet hat. Flottenadmiral Klaus N. Frick fand Gefallen an der Strebsamkeit des Crewmitglieds.

»Weißt du, was ich an dir schätze?«, fragte Frick den Jungen, als sie eines Nachmittags gemeinsam am Strand der Hafenstadt Rastatt schlenderten. »Du stellst die richtigen Fragen.«

Am Pier legten Autoren ab, um mit ihren Treibnetzen Geschichten aus der Tiefe zu fischen. Möwen kreischten am Himmel, Gischt spritzte an den Felsen empor. Die Strandspaziergänge des Admirals galten als legendär.

»Wen er an die Küste mitnimmt«, tuschelten die Leute, »mit dem hat er Pläne. Der hat eine Zukunft an Bord.« Ben stellte sich die Frage, wie die seine wohl aussah.

Zurück an Land. Drei Jahre nach dem Spaziergang am Strand – bei dem es sich in Wahrheit um Klaus N. Fricks Lieblingspark in der Nähe des ehemaligen VPM-Verlagsgebäudes in der badischen Kreisstadt Rastatt handelt (»In diesem Park hat Horst Hoffmann mir die Skizze zu einem Zyklus erzählt, aus der dann später der ›Cantaro‹-Zyklus werden sollte.«) –, erreichte mich eine E-Mail. Ja, wir lassen die Metapher an dieser Stelle fallen und widerstehen dem Drang, von Flaschenpost oder ähnlichem zu faseln – also, ich bekam eine Mail. Darin war es der Admiral, äh, Chefredakteur, der diesmal mir eine Frage stellte. Und beim Klabautermann, es war eine von den richtigen Fragen!

»Derzeit bin ich dabei, die ersten Grundlagen für eine Miniserie im Jahr 2022 zu entwickeln«, lautete der Text. »Ich habe mir überlegt, ob das nicht mal ein Thema für Dich wäre. Also Du als Exposéautor. … Hättest Du Lust und Nerv, Dich darauf einzulassen?«

Hatte ich, und natürlich sagte ich zu. Dies war er, der Job, den zu bekommen das Ziel war, mit dem ich überhaupt an Bord gekommen und für den ich jahrelang das metaphorische Deck geschrubbt hatte. Ich war, um mit Sichu Dorksteiger in Band eins besagter Miniserie zu sprechen, so bereit, wie ich es je sein würde. Wir schrieben Ende April 2021.

Das Thema stand früh fest: Atlantis war das Stichwort, mit dem Klaus den Vertrieb und die Verlagsleitung begeistert hatte. Meine erste Aufgabe war es also, mir Gedanken darüber zu machen, wie bei allen Seeteufeln wir unseren Titelhelden auf den versunkenen Kontinent bekommen und, wenn er erst mal da ist, wen er da so trifft und was er erlebt.

Das Resultat dieser ersten Ideenrunde war ein etwa zehnseitiger Schrieb, der drei, vier Mal mit Anmerkungen zwischen Klaus und mir hin und her ging. Die Handlung stand schnell – das meiste ergab sich organisch von allein, einfach dem Setting geschuldet. Und im Wesentlichen sind wir dabei geblieben. Tolcai, RCO und das, was am Ende aus ihm wird, Cayseys Fluch und dessen Rolle im Kampf gegen das Talagon, Rowenas Geschichte und die Freundschaft zwischen beiden Frauen, Atlans vorgeblicher Tod – all das war bereits Teil dieses allerersten Handlungsentwurfs. Wichtiger als das ganze »Drumrum« sind mir als Geschichtenerzähler sowieso die Figuren.

Ben Calvin Hary

Atlantis 1: Im Land der Sternengötter
Ben Calvin Hary
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845351612
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Atlantis 1: Im Land der Sternengötter
Ben Calvin Hary
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900007671