Bäume sind in den vergangenen Jahren stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Nicht erst seit der Förster Peter Wohlleben ein vielbeachtetes Buch über das »geheime Leben der Bäume« veröffentlicht hat, machen sich sowohl Wissenschaftler als auch Laien Gedanken darüber, wie Bäume kommunizieren und wie sie ihre Umgebung gestalten.
Der französische Comic-Künstler Zep machte das zur Grundlage für einen Science-Fiction-Comic: »The End« erzählt von Wissenschaftlern und ihren Forschungen, wobei das gleichnamige Stück der alten Rock-Band The Doors eine wichtige Rolle spielt. Das titelgebende »Ende« ist allerdings durchaus ernstzunehmen.
Zur Geschichte: In Schweden forscht eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern an Bäumen und Pilzen. Geleitet wird die kleine Gruppe von einem älteren Professor, der den »biologischen Codex« der gesamten Erde entdeckt hat – oder zumindest glaubt, dass ihm das gelungen ist. Der Mann ist von den Bäumen fasziniert und ihren Möglichkeiten, mithilfe von Botenstoffen oder Pilzen zu kommunizieren.
Erzählt wird der Comic aus der Sicht eines jungen Doktoranden, der sich während der Forschung in seine Kollegin verliebt, sich immer stärker für die Geheimnisse des Professors interessiert und selbst einige Geheimnisse mit sich herumschleppt. So verbinden sich einige menschliche Schicksale mit dem Schicksal eines Waldes, ja, sogar eines ganzen Planeten …
Mir ist der Zeichner und Autor Zep – eigentlich heißt er ja Philippe Chappuis – durch die unterschiedlichsten Comics bekannt. Berühmt wurde er in Frankreich durch seine humoristische Serie »Titeuf«; hierzulande veröffentlicht der Toonfish-Verlag seine teilweise drastischen Cartoon-Bände. Darüber hinaus publizierte er den erotischen Comic »Esmera« im Splitter-Verlag. Mit »The End« zeigt er sich von einer ganz anderen Seite, sowohl erzählerisch wie auch künstlerisch.
Die Geschichte ist lupenreine Science Fiction, wobei einem das Ende aus anderen Geschichten bekannt vorkommt. Die nenne ich nicht, um nicht zu viel zu verraten. Zep zeigt wissenschaftliche Forschung und menschliche Konflikte, der »Science«-Anteil seines Science-Fiction-Comics ist auf jeden Fall enthalten. Ob die Idee, die er seiner Geschichte zugrunde legt, wirklich schlüssig ist, muss jeder Leser selbst entscheiden – ich fand es erzählerisch gut gelöst und insgesamt immer nachvollziehbar und spannend.
Wer mag, kann den Comic als eine Mischung aus Science Ficton und Horror betrachten. Zep setzt gelegentlich auf knallige Szenenwechsel, die er mit eindrucksvollen Bildern illustriert. Dabei zeigt er, dass er nicht nur komische Comics gestalten, sondern dass er bei realistischen Darstellungen ebenso starke Ergebnisse erzielen kann. Weil Zep bei der Farbgebung sehr zurückhaltend vorgeht, sind vor allem die Landschafts- und Naturbilder eindrucksvoll.
Er ist aber auch in der Lage, die Menschen sehr klar zu zeichnen; die Tiere und die Stadtlandschaft im Gegensatz dazu sind ebenfalls realitätsnah. Und so schafft es der Zeichner und Autor, eine ungewöhnliche Geschichte zu entwickeln, die sich langsam steigert. Pilze und Bäume werden immer wichtiger, die Forschungsarbeit der Wissenschaftler geht immer mehr in die Tiefe, und irgendwann werden der Hauptfigur – und damit den Lesern – die Konsequenzen so richtig klar.
Mir hat der Comic sehr gut gefallen, und das nicht nur deshalb, weil ich so eine Geschichte von Zep nicht erwartet habe. Der Aufbau folgt dem eines Thrillers, in dem die Spannung wächst – das Ende ist in gewisser Weise offen und nicht so negativ, wie man angesichts des Titels vielleicht erwarten könnte. Lesenswerte Science Fiction!
Erschienen ist »The End« als ein schöner Hardcover-Band im Verlag Schreiber & Leser. Das Buch ist 96 Seiten stark und kostet 19,80 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-96582-026-5 kann man es in jeder Comicfach- oder Buchhandlung bestellen. Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop liefern es ebenfalls. (Wer mag, kann sich übrigens auf YouTube einen kurzen Trailer zu dem Comic ansehen.)
