Ein namenloses Land, eine unbekannte Zeit: Schwarze Reiter entführen Kinder, ein Hahn spricht mit einem Jungen, ein Maler zieht durch die Gegend, eine Fürstin träumt von der ewigen Jugend. Das sind einige Elemente in dem bedrückenden und zugleich berührenden Roman »Junge mit schwarzem Hahn« der Autorin Stefanie vor Schulte. Er spielt mit den Grundlagen des historischen Romans, enthält einige phantastische Elemente und ist für mich ein faszinierendes literarisches Werk, das ein wenig aus dem Rahmen herkömmlicher Literaturgattungen fällt.
Erzählt wird von einem elfjährigen Jungen, der allein in einer Hütte am Rand des Dorfs wohnt. Seine komplette Familie wurde bei einer schrecklichen Gewalttat getötet; seither schläft er auf dem Fußboden, ist immer unterernährt und muss sich gegen die oft brutalen und dummen Leute im Dorf durchsetzen.
Seltsamerweise hat sich ein schwarzer Hahn mit ihm angefreundet. Das Tier sitzt zumeist auf seiner Schulter und kann sprechen. Der Junge, der immer ein freundliches Wesen zeigt und vom Positiven in der Welt überzeugt wird, stellt sich durch seine pure Existenz gegen eine Umwelt voller Feindseligkeit und Hass. Der Hahn, eigentlich das Sinnbild für den Teufel, unterstützt ihn bei seinem friedfertigen und positiven Wesen.
Als der Junge mitbekommt, dass geheimnisvolle schwarze Reiter immer wieder junge Mädchen entführen, erkennt er, dass er eine Mission hat. Zusammen mit einem seltsamen Maler zieht er durch das Land, wobei ihm die Schrecken und das allgegenwärtige Elend immer wieder vor Augen geführt werden.
Es handelt sich bei diesem Werk um den ersten Roman, den die Autorin veröffentlicht hat. Stefanie vor Schulte schreibt durchaus originell. Ihr Stil unterscheidet sich stark von der sonst von mir gemochten Genre-Literatur, ist oft sehr bildhaft, dann wieder ruhig und gelassen. Sie verzichtet auf ausführliche Beschreibungen, zeigt aber in den Szenen immer wieder drastische Bilder. Manches mutet phantastisch an, selten kann man schmunzeln, oft ist der Blick in die Realität grob und grausam.
Der Roman setzt sich somit häufig zwischen die Stühle und wird sicher nicht jeden Geschmack ansprechen. Aber gerade das zeichnet ihn aus. Wer ein ungewöhnliches Buch lesen möchte, sollte einen Blick wagen – auf der Internet-Seite des Verlags steht eine Leseprobe zur Verfügung.
Erschienen ist »Junge mit schwarzem Hahn« als Hardcover-Band im Diogenes-Verlag. Er umfasst 224 Seiten und kostet 22,00 Euro. Wer sich für das Buch interessiert, kann es überall im Buchhandel bestellen; die ISBN 978-3-257-07166-5 kann dabei behilflich sein. Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop können es ebenso liefern. Die E-Book-Version kostet übrigens 18,99 Euro.
Den Roman gibt es auch als Hörbuch. Die ungekürzte Lesung stammt von dem Schauspieler Robert Stadlober; sie ist insgesamt 259 Minuten lang und wird als Box mit vier CDs angeboten. Als Preis werden 22,00 Euro empfohlen.
