Horst Evers: Wer alles weiß, hat keine Ahnung Zwischen Situationskomik und Corona-Problemen

9. April 2021

Ich mag den Kabarettisten und Schriftsteller Horst Evers seit vielen Jahren. Seine Kurzgeschichten und Romane lese ich gern, seinen Ausflug in die Science Fiction mit »Alles außer irdisch« fand ich amüsant, und ich sah ihn auch schon live.

Entsprechend gespannt war ich auf das aktuelle Buch: »Wer alles weiß, hat keine Ahnung« kam zu Beginn des Jahres 2021 heraus, wurde also teilweise während der Corona-Pandemie geschrieben. Wie geht ein Humorist mit so einem Thema um?

Tatsächlich macht Horst Evers in diesem Buch das, was er am besten kann: Er greift Themen aus dem alltäglichen Leben auf und spitzt diese satirisch zu. Dabei hat er einen plaudernden Ton, mit dem er schräge Situationen zeigt, zu denen er skurrile Dialoge liefert. Viele seiner Geschichten klingen, als hätte er sie selbst erlebt und führe ein Leben voller Pleiten, Pech und Pannen. Vor allem aber achtet der Autor auf Dinge, die ihm ein Stirnrunzeln entlocken.

Was hat man sich eigentlich unter einer »veganfreien Wurst« vorzustellen, und wieso kann man die in einer Metzgerei auf dem Land kaufen? Was geschieht mit dem Baugerüst, das seit einer gefühlten Ewigkeit auf der anderen Straßenseite steht? Und wieso gibt es »Kaffee zum Weglaufen«? Wie verhält man sich als Mensch in einer Welt, in der es offenbar immer mehr Dinge gibt, die nicht stimmig sind?

Horst Evers weiß Rat: Der Autor blickt auf frühere Berufe zurück. In einer Reihe von kurzen Kapiteln erzählt er Geschichten von seiner – angeblichen – beruflichen Laufbahn. So schrieb er Werbetexte in seiner münsterländischen Heimat, vedingte sich als Taxifahrer und Verkäufer. Zu einigen dieser Berufe kann er mithilfe einer skurrilen Geschichte wertvolle Informationen liefern. Glaubt man seinen Texten, war er eigentlich überall unfähig, wenn er nicht eher sogar zu einer Gefahr für seine Kollegen wurde.

Das ist das, was ich an den Evers-Geschichten immer schätze: Sie sind von einem hohen Maß an Ironie und Eigenironie geprägt. Der Autor nimmt sich und sein Leben nicht zwingend ernst, nimmt sein Verhältnis zu Freundin und Kindern oder zu Nachbarn und Freunden stattdessen stets zum Anlass, allerlei Scherze daraus zu entwickeln.

Ich finde es übrigens mutig, dass er versucht, die skurrilen Teile der Corona-Pandemie satirisch aufzugreifen. Sein Buch wurde 2020 geschrieben, und so finden sich darin kurze Texte aus der Zeit des ersten Lockdowns und der Monate danach. Mir persönlich gefiel hier bei weitem nicht jeder Witz – als ob der Autor mit der Situation selbst überfordert gewesen wäre ...

Insgesamt aber ist »Wer alles weiß, hat keine Ahnung« eine schöne Zusammenstellung von Texten. Womöglich werden Germanisten der Zukunft die Geschichte Deutschlands in den Jahren nach 2000 anhand von Horst-Evers-Kolumnen nachzeichnen können: die sprachlichen Entwicklungen, das Herausbilden neuer Sitten und Gebräuche, die Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft. Ich habe mich bei der Lektüre zumeist sehr amüsiert.

Wer Horst Evers kennt und mag, bekommt in diesem Buch das Bekannte und Beliebte. Wer den Autor noch nicht kennt, kann bedenkenlos zugreifen: Es ist eine leichte und zugleich sehr unterhaltsame Lektüre.

Erschienen ist das Buch als Hardcover mit Schutzumschlag im Rowohlt-Verlag. Es umfasst 240 Seiten, hat die ISBN 978-3-7371-0099-1 und kostet in der gedruckten Version 20,00 Euro; das E-Book kostet 14,99 Euro. Beide Versionen kann man überall im Buchhandel bestellen, auch Versandhändler wie der PERRY RHODAN-OnlineShop können es liefern.

Klaus N. Frick

Wer alles weiß, hat keine Ahnung
Evers, Horst
Rowohlt Berlin Verlag
ISBN/EAN: 9783737100991
Wer alles weiß, hat keine Ahnung
Evers, Horst
ROWOHLT E-BOOK
ISBN/EAN: 9783644007703
9,99 €
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