Heino Falcke ist Astrophysiker. Er wurde im Jahr 2019 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, weil er es schaffte, ein Bild von dem Schwarzen Loch in M 87 zu präsentieren. Das war allerdings nicht die Arbeit eines einzigen Mannes, auch wenn vor allem Falcke im Zentrum stand, sondern erfolgte in einer gemeinsamen Kraftanstrengung zahlreicher Wissenschaftler an verschiedenen Teleskopen.
In seinem Buch »Licht im Dunkeln«, das er zusammen mit einem Journalisten verfasst hat, erzählt Falcke von der langen Reise hin zu diesem Bild. Das Buch ist bereits 2020 erschienen, mitten in der Corona-Pandemie also, und ich las es in den vergangenen Wochen.
Es ist vor allem deshalb lesenswert, weil der Autor eine persönliche Sicht auf das Universum hat – man muss überhaupt nicht seinen katholisch-christlichen Glauben teilen, aber ich fand genau diese Sicht der Dinge spannend. Ein Wissenschaftler kann also gläubig sein und trotzdem an der Spitze des Fortschritts stehen.
In seinem Buch berichtet Falcke davon, wie die Wissenschaft immer mehr über das Universum herausfand und wie die jeweils aktuellen Erkenntnisse das Bild von der Welt veränderten. Er zeigt die Relativitätstheorie und die Arbeiten, die Wissenschaftler wie Albert Einstein leisteten, und er schildert, wie diese Theorie und die Himmelsbeobachtungen zu einem immer besseren Bild vom Universum führten. Das alles verbindet er mit seiner persönlichen Laufbahn.
»Licht im Dunkeln« ist somit alles andere als ein trockenes Sachbuch über wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Fakten werden so vermittelt, dass sie ein interessierter Laie gut verstehen kann. (Wer sich mit den Grundlagen der Astronomie und der Astrophysik auskennt, erhält in diesem Buch in der ersten Hälfte eine Auffrischung seiner Kenntnisse und wird wenig Neues lesen. Wer noch nicht so viel weiß, dem vermittelt Falcke viele neue Fakten in einer lockeren Art und Weise.)
Spannend fand ich die Einblicke in die Tätigkeit internationaler Forschungsgruppen. Die Wissenschaftler arbeiten in teilweise sehr großen Teams zusammen, verteilt auf Universitäten und Sternwarten auf der ganzen Welt – bei dem Bild des Schwarzen Loches war sogar ein Team beteiligt, das in der Antarktis stationiert war. Trotzdem funktioniert das, trotz mancher Differenzen der Staaten, aus denen die Wissenschaftler kommen. Sie ordnen sich bereitwillig einem großen Ziel unter, sie fiebern gemeinsam ihren Entdeckungen entgegen. Damit vermittelt der Autor ganz nebenbei eine sehr positive Weltsicht.
Zu seinem Glauben kommt der Autor erst am Ende seines Buches. Das geschieht nicht penetrant – ich habe mit der katholischen Kirche wirklich nichts zu tun, störte mich aber keinen Augenblick an den entsprechenden Kapiteln –, sondern zeigt klar, dass sich Glaube und Wissenschaft nicht ausschließen müssen. Die Bewunderung der Schöpfung steht schließlich nicht dem Willen im Weg, mehr über diese Schöpfung und ihre Gesetze zu erfahren …
»Licht im Dunkeln« ist ein gelungenes Sachbuch, das sich an wissenschaftlich interessierte Laien richtet, also an Leute wie mich. Es schadet nicht, die nötigen Grundkenntnisse zu haben, und man sollte ein grundsätzliches Interesse am Thema mitbringen. Darüber hinaus ist es eine gelungene Lektüre, die neue Gesichtspunkte in die wissenschaftliche Diskussion einbringt.
Veröffentlicht wurde »Licht im Dunkeln« als schöner Hardcover-Band mit Schutzumschlag bei Klett-Cotta. Er umfasst 384 Seiten, davon einige mit sehenswerten Bildern, und kostet 24,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-608-98355-5 gibt es das Buch in allen Buchhandlungen, auch Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop können es liefern. Die E-Book-Version kostet 18,99 Euro. Einen Einblick bietet die Leseprobe.
Im AudioVerlag ist ein ungekürztes Hörbuch erschienen, das einen Umfang von fast elf Stunden hat. Gelesen wird es von Frank Arnold, ein Preis von 24,00 Euro wird empfohlen. Zur Qualität kann ich allerdings nichts sagen.
Der Verlag hat für das Buch eine eigene Internet-Seite eingerichtet. Dort gibt es weitere Informationen zu »Licht im Dunkeln«; es sind zudem Videos mit Heino Falcke eingebunden. Für Menschen, die an Hintergründen interessiert sind, sollte das spannend sein.
Klaus N. Frick
