Hanns Kneifel: Die Saat der Ewigkeit Zweimal 60er-Jahre-SF gelesen

31. Dezember 2021

Als Schriftsteller war Hans Kneifel über lange Jahre hinweg dadurch bekannt, dass er in rasantem Tempo seine Romane für die damals populären Serien schrieb. Er arbeitete für PERRY RHODAN und ATLAN, für MYTHOR und DRAGON, und er sorgte mit seinem regelmäßigen »Ausstoß« dafür, dass sein Name vielen Lesergenerationen in guter Erinnerung blieb. Seine unabhängigen Romane gerieten im Nachhinein häufig in Vergessenheit.

Seit einiger Zeit veröffentlicht der Verlag Peter Hopf im Rahmen seiner »Autorenkollektion« klassische Romane deutschsprachiger Autoren in Form schöner Taschenbücher, die seit den sechziger Jahren als Heftromane erschienen sind. Die Titel der neuen Reihe sehen allesamt sehr attraktiv aus und machen sich gut in einem Science-Fiction-Bücherregal. Zuletzt las ich »Die Saat der Ewigkeit« von Hanns Kneifel – ein Buch mit zwei Romanen aus den 60er-Jahren, die den Geist jener Zeit spiegeln.

Der erste Teil, also »Die Saat der Ewigkeit«, erweist sich dabei als ein Werk mit großem kosmischem Hauch auf der einen und vergleichsweise harmlosen Handlungen auf der anderen Seite. Um es kurz zusammenzufassen: Menschen von der Erde finden heraus, dass die Menschheit von Aliens gezüchtet wurde. Doch nicht nur die Menschheit ist ein Zuchtprodukt, drei andere galaktische Völker sind es ebenfalls.

Ein Raumschiff startet von der Erde, seine Besatzung klappert nacheinander die drei anderen Völker ab – es kommt zu Kontakten, man schließt Bündnisse und stößt am Ende auf die ehemaligen Herrscher der Galaxis, wo man ein großes Geheimnis erfährt …

Auffällig ist, wie sehr die Geschichte buchstäblich auseinanderfällt: Kneifel schildert auf den nicht einmal hundert Taschenbuchseiten ein großes kosmisches Epos, das wie eine Sammlung von Skizzen wirkt. Konflikte zwischen den Menschen und ihren außerirdischen Gesprächspartnern finden nicht statt, das große Thema wird mit wenigen Sätzen dargestellt.

Manchmal wirkt der Roman wie das Exposé zu einem Zyklus mehrerer Romane. Ich finde das unterhaltsam; die manchmal antiquierte Darstellung von Frauen ist der Zeit geschuldet. (An Bord des Raumschiffes reisen eben Männer und Mädchen mit; mit »Mädchen« meint der Autor erwachsene, aber eben unverheiratete Frauen.) Wer mit solchen Anachronismen klarkommt, erhält einen abwechslungsreichen Kurzroman.

Ähnliches fällt auch bei »Der schwarze Planet« auf, in dem ein Werbefachmann und eine Androidin gemeinsam ins All reisen und einen fernen Planeten ansteuern, der sich als Transmitterstation entpuppt. Die beiden erfahren wichtige Dinge über eine Gemeinschaft interstellarer Kulturen, der sich die Menschheit anschließen könnte, und sie erkennen am Ende auch, dass sie eigentlich füreinander bestimmt sind: eine kosmische Ebene und eine Liebesgeschichte in einem also …

Mitte der sechziger Jahre war Hanns Kneifel ein junger Mann. Er hatte schon einige Romane verfasst, und durch seinen eigenständigen Stil sorgte er dafür, dass ihn die Leser entweder mochten oder ablehnten; der Autor ließ wohl keinen kalt. Gern brachte er in seinen Romanen einige Hinweise auf Fanzine-Herausgeber unter – so lässt sich sein späterer Kollege und damaliger Fanzine-Herausgeber Konrad Schaef als Alien auffinden –, viel lieber aber verarbeitete er in seinen Romanen den Zeitgeist jener Jahre. Seine Helden sind meist tatendurstige Männer, die starkes Interesse an jungen Frauen, guten Getränken, ausufernden Gesprächen und neuer Musik haben. Kneifels Romane sind nie farblos, sondern stecken voller Details, durch die er seine Figuren zusätzlich charakterisiert.

Auf der anderen Seite sind die Romane in weiten Teilen skizzenhaft. Als Leser erfährt man weder, wie die Antriebe der Raumschiffe funktionieren oder wie die Kulturen außerirdischer Zivilisationen ausgestaltet sind. Manche Probleme zwischen Menschen und Aliens werden ganz einfach gelöst, während zwischenmenschliche Beziehungen immer ein wenig kompliziert anmuten.

Der Verlag hat sich dazu entschieden, die ursprüngliche Geschichte zu belassen; es wurde also nichts modernisiert. Nur die Rechtschreibung wurde angepasst; ansonsten hielt man sich an die Originale aus den 60er-Jahren. »Die Saat der Ewigkeit« war 1965 veröffentlicht worden, »Der schwarze Planet« im Jahr 1966; beide wurden im Rahmen der TERRA-Heftromanserie publiziert.

Mithilfe der ISBN 978-3-86305-356-7 kann das schön gestaltete Taschenbuch für 13,00 Euro in jeder Buchhandlung bestellt werden, auch manche Internet-Versender führen es. (Ich empfehle tatsächlich, es über den Verlag zu bestellen.) Im PERRY RHODAN-OnlineShop ist zumindest das E-Book für 3,99 Euro zu erhalten. Wer sich ein bisschen einlesen möchte, findet auf der Internet-Seite des Verlages weitere Informationen.

Klaus N. Frick

Die Saat der Ewigkeit
Kneifel, Hanns
VERLAG PETER HOPF
ISBN/EAN: 9783863053765
3,99 €
(inkl. MwSt.)
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