Vielleicht erwartet der geneigte Leser nicht, dass ausgerechnet ich die nun folgenden Bücher empfehle ...
... aber wenn ich genau das präsentieren würde, was ohnehin jeder erwartet, könnte ich mir die Mühe ja auch sparen. Darum: Auf geht‘s, es gibt Neues zu entdecken!
Dieter Lamping: Rahel Varnhagen. Ich lasse das Leben auf mich regnen
Ein Blick in eine andere Welt – in das Leben eines erstaunlichen Menschen. »Eine emanzipierte Jüdin, die sich taufen ließ«, steht auf dem Buchrücken. Sie lebte 1771-1833, war in Berlin Gesprächspartnerin für viele große Namen der Zeit; sie wurde als »die geistreichste Frau des Universums« bezeichnet.
Dieter Lamping beschreibt ihr Leben, ihre Epoche, ihre Wirkung plastisch, anschaulich und auf hohem Niveau. Er war lange Jahre Leiter des Instituts für Komparatistik der Universität Mainz. Wer nun mit diesem Wort nichts anfangen kann, dem sei gesagt, dass es sich dabei um »Vergleichende Literaturwissenschaft« handelt. Ich selbst habe bei ihm vor etlichen Jahren studiert und meine Abschlussprüfung abgelegt. Dass ich heute noch seine Bücher lese, spricht für sich.
Ein kleines Büchlein, perfekt, um seinen Horizont zu erweitern!
Johannes Hartl: Eden Culture
Ein gesellschaftsphilosophisches Sachbuch – das klingt zunächst trocken, ist es aber nicht. Im Gegenteil: Gut lesbar, spannend, persönlich und erhellend. Ein Blick auf die Art, wie wir heutzutage leben ... und auf die Frage, was wir eigentlich brauchen, um in manchen Punkten anders – besser – zu leben.
Der Autor ist ein sehr belesener, scharfsinniger Denker. Er betrachtet drei Schwerpunkte, die er als essentiell wichtig ansieht: Verbundenheit, Sinn und Schönheit. Und was soll ich sagen? Verflixt noch eins, er hat recht!
Ich kenne Johannes Hartl auch privat, und ich habe das Manuskript bereits in einer frühen Entstehungsphase für ihn testgelesen und reichhaltig kommentiert. Man kann also behaupten, dass ein ganz klein wenig Montillon darin steckt. Ob das Buch deshalb gleich nach Erscheinen auf die Spiegel-Bestsellerliste kam? Na gut, wahrscheinlich lag es nicht an mir.
Jedenfalls gilt: lesens- und nachdenkenswert für alle, die etwas weiterdenken wollen.
Walter Tevis: Das Damengambit
Ein Roman sollte in dieser Mini-Liste nicht fehlen – aber auch in diesem Fall keiner, den ohnehin jeder von mir erwarten würde. »Das Damengambit« ist vielen bekannt geworden, weil es eine Netflix-Serie gibt, die auf dem Roman basiert. Das Buch selbst stammt von 1983 und liegt in einer sehr hübschen Ausgabe bei Diogenes vor (mit ansprechendem Cover aus der Verfilmung).
Man liest 400 Seiten über das geniale Schachspiel der Hauptperson, beginnend bei ihrer Kindheit in einem Kinderheim ... und man fragt sich, wie der Autor es vollbringt, seitenweise Schachspiele zu beschreiben und dabei unfassbar spannend zu sein. Faszinierend! Die Hauptfigur ist schlicht umwerfend.
Walter Tevis ist 1984 gestorben und hat nur sechs Romane geschrieben. Mit einer gewaltigen Vielfalt. Wer z.B. schon immer wissen wollte, was die Filme »Die Haie der Großstadt«, »Die Farbe des Geldes« und »Der Mann, der vom Himmel fiel« gemeinsam haben: So unterschiedlich sie sind, die zugrunde liegenden Romane stammen alle von Tevis.
Alle drei Titel sind im PERRY RHODAN-OnlineShop erhältlich!
