Daniel Suarez: Delta-V Rasend spannender Science-Fiction-Thriller

2. April 2021

Bereits vor über einem Jahr kam der Roman »Delta-V« in den Handel, ich las ihn aber erst dieser Tage. Verfasst wurde er von dem amerikanischen Schriftsteller Daniel Suarez, von dem ich schon oft gehört hatte, von dem ich aber noch kein Buch in den Händen hielt. Der Roman erschien als »Thriller«, ist aber lupenreine Science Fiction, die in den Jahren 2030 bis 2038 spielt und die ich unglaublich spannend fand.

Die Handlung setzt der Autor zu Beginn der dreißiger Jahre an – also gerade einmal zehn Jahre in der Zukunft. Die Weltraumfahrt ist in dieser Zukunft dank privater Unternehmen deutlich vorangeschritten. Um die Erde kreist beispielsweise ein Weltraumhotel, Flüge zum Mond sind schon fast normal, und längst hat man auch weitere Reisen im Blick.

In dieser Phase entwickelt ein Milliardär mit großen Visionen einen faszinierenden Plan: Er möchte Asteroiden, die in der Nähe der Erde um die Sonne kreisen, ansteuern lassen, um dort Bergbau zu betreiben. Die Rohstoffe, die man dort fördert, sollen zum Mond transportiert werden, um sie dort weiter zu verarbeiten.

Was ziemlich verrückt klingt, erzählt Daniel Suarez komplett glaubhaft und nachvollziehbar. Das macht er unter anderem, in dem er einen Helden ins Zentrum seiner Geschichte stellt, aus dessen Perspektive er einen Großteil der Handlung erzählt: James Tighe ist eigentlich Höhlentaucher, wird aber zu einem Raumfahrer und steuert mit einem Team wagemutiger Menschen tatsächlich einen Asteroiden an. Als weitere Perspektive wählt der Autor einen jungen Rechtsanwalt, der hinter die Pläne des Milliardärs kommt und irgendwann vor eine harte Wahl gestellt wird …

Der Autor braucht recht lange, bis der Flug ins All losgeht. Er zeigt die wirtschaftlichen Verwicklungen auf, erzählt aber vor allem von dem Auswahlverfahren, dem sich die Bewerber für die Reise ins All unterziehen müssen. Das ist erstaunlich spannend; ich konnte das Buch sogar bei diesen Szenen nicht aus der Hand legen. Der Autor schafft es, ein Ausbildungslager auf einer Insel im Atlantik so interessant zu schildern, dass ich jeder weiteren Szene buchstäblich entgegenfieberte.

Wie er das hinbekommt? Indem er immer dicht an seiner Hauptfigur bleibt und aus ihrer Sicht die anderen potenziellen Raumfahrer vorstellt – damit schafft er große Sympathien für die Figuren, um die man als Leser im späteren Verlauf des Romans immer mehr zu fürchten beginnt.

Letztlich ist »Delta-V« ein großes Drama: Menschen gehen auf eine große Reise, und nicht alle kehren zurück. Sie opfern sich für den Fortschritt, sie sterben in der Unendlichkeit, sie lassen die Überlebenden mit ihrer Trauer zurück.

Geschickt erzählt Daniel Suarez von persönlichen Tragödien und großen Triumphen, von den Intrigen auf der Erde und der Arbeit auf einem fernen Asteroiden – im Prinzip zeigt sein Roman ein durchaus glaubwürdiges Szenario, wie sich Bergbau in künftigen Jahrzehnten im All abspielen wird.

Die persönlichen Schicksale und die exakte Beschreibung einer möglichen Zukunft verbindet der Autor in geschickter Weise. Die technischen Hintergründe sind sauber recherchiert, der Raumflug und die Bedingungen an Bord eines Raumschiffes werden glaubhaft geschildert. Bei Suarez‘ Beschreibungen hatte ich stets das Gefühl, hautnah dabei zu sein. Man erfährt, wie sich das Arbeiten im Schutzanzug anfühlt, und man bekommt mit, wie die Astronauten mit Dramen und Tragödien umgehen.

Die technischen Beschreibungen bleiben angenehm kurz: Der Autor zeigt, wie etwas funktioniert, und gibt kurze Erläuterungen dazu. Auf seitenweise Datenblätter mitten im Roman verzichtet er. Wer sich für die wissenschaftlichen Details interessiert, bekommt im Anhang dieses Buches eine Reihe von Literatur-Tipps, bei den Sachbüchern auch für die deutschsprachigen Ausgaben.

Wer mag, kann »Delta-V« als einen Techno-Thriller bezeichnen; in den 90er-Jahren kam diese Bezeichnungen für die Romane von Autoren wie Michael Crichton auf. Genauso gut kann man aber den Begriff Science Fiction wählen, der für mich besser geeignet ist. Suarez greift ein großes Thema auf, das in einer nahen Zukunft ernsthaft umgesetzt werden könnte.

Auf politisch-gesellschaftliche Aspekte lässt er sich dabei nicht ein. Die Leser erfahren also nicht, wie sich der Klimawandel in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts anfühlt oder wie die politischen Konflikte auf der Erde sich weiterentwickeln. Das sind eindeutig nicht die Themen dieses sehr spannenden Romans.

Lohnenswerte Science-Fiction-Lektüre!

Der Roman ist bei Rowohlt als dickleibiges Paperback mit Klappenbroschur erschienen, umfasst 560 Seiten und kostet 16,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-499-00151-2 kann man ihn überall im Buchhandel bestellen; Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop führen das Buch ebenfalls. Das E-Book kostet übrigens 9,99 Euro.

Das Hörbuch zum Roman wurde vom Argon-Verlag hergestellt. Als Sprecher ist Uve Teschner tätig, der unter anderem »Perry Rhodan – das größte Abenteuer« von Andreas Eschbach eingelesen hat. Das Hörbuch steht zum Download bereit, als Preis werden 24,95 Euro empfohlen. Ich kann aber nichts über seinen Qualitäten sagen.

Klaus N. Frick

 

Delta-v
Suarez, Daniel
Rowohlt Verlag
ISBN/EAN: 9783499001512
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