Es gibt Autorinnen und Autoren, von denen lese ich eigentlich alles gern. Die Wahrscheinlichkeit, dass mir ein Buch von ihnen gefällt, ist sehr hoch. Und deshalb war ich sehr auf die neue Serie gespannt, die Anthony Horowitz veröffentlicht. Sie trägt den Serientitel »Hawthorne ermittelt«, und mit »Ein perfider Plan« gibt es den ersten Band nun auch als Taschenbuch.
Die Geschichte wird aus der Perspektive des Schriftstellers Anthony Horowitz erzählt. Er soll bei der Ermittlung eines echten Mordfalls helfen. Wieso das? Der Privatdetektiv Daniel Hawthorne möchte auch einmal zum Helden eines Romans werden, der aber auf Tatsachen beruht, und spannt Horowitz für seinen aktuellen Fall ein. Ein ungewöhnlicher Mord – dazu gleich mehr – soll gelöst werden. Die Polizei hat Hawthorne für ihre Dienste angeworben, und Hawthorne schleppt ab sofort Horowitz zu fast allen Gesprächen mit.
Der ungewöhnliche Kniff klingt im ersten Moment vielleicht ein wenig seltsam, funktioniert in diesem Roman aber sehr gut. Sehr schnell entsteht so etwas wie eine Sherlock-Holmes-Geschichte: Hawthorne ermittelt, und Horowitz kommentiert – fast wie Holmes und Watson, die aus zahlreichen Geschichten, Romanen und Filmen bekannt und längst zur Popkultur geworden sind.
Der Mord an sich, der alles auslöst, ist ohnehin kompliziert genug: Eine alleinstehende Dame plant ihre eigene Beerdigung und sucht deshalb ein entsprechendes Institut auf. Sechs Stunden später wird sie im eigenen Haus umgebracht. Einen möglichen Täter gibt es – wie immer in solchen Fällen – selbstverständlich nicht.
Also beginnt Hawthorne zu ermitteln: Er befragt Leute, er schnüffelt herum, er geht allen auf die Nerven. Immer ist Horowitz an seiner Seite, kommentiert und protokolliert, gerät am Ende selbst in Gefahr …
Ich mag den eleganten Stil, den Anthony Horowitz in seinen Romanen benutzt. Er ist einfach, was ich positiv meine, und ist auf eine leichte Lektüre ausgelegt. Man kann viele seiner Werke in die »Cosy Crime«-Ecke stecken: Sie sind weder brutal noch enthalten sie Thriller-Elemente; politische Anspielungen fehlen ebenso wie zu viel Sex und Gewalt. Im Prinzip ist auch »Ein perfider Plan« ein klassischer Krimi, bei dem eben ein Detektiv einen komplizierten Fall löst, einige ungewöhnliche Wendungen inklusive.
Die Art und Weise, wie sich der Autor als Ich-Erzähler selbst einbringt, ist amüsant und extrem unterhaltsam. Ständig vermischen sich die wirkliche Tätigkeit eines Schriftstellers und Drehbuchautors mit denen seiner Romanfigur. Horowitz erzählt von einem Treffen mit Regisseuren und Produzenten, dann eilt er wieder zum Mordfall. Er macht sich Gedanken über eine neue Folge einer Fernsehserie, für die er arbeitet, bevor er sich über Hawthorne ärgert.
In solchen Passagen ist »Ein perfider Plan« mehr Popliteratur als Krimi – so etwas findet man sonst nirgends. Ich bin sicher, dass das nicht jedermanns Geschmack ist, aber mir gefiel es sehr gut. Der Autor tritt bei solchen Gelegenheiten gewissermaßen in einen Dialog mit seinen Lesern. Schön!
»Ein perfider Plan« ist ein rundum gelungener Krimi: packende Unterhaltung mit einigen Finessen auf gehobenem Niveau!
Unverständlich bleibt mir am Ende die Entscheidung des Verlages, für diesen Roman einen schlappen Titel wie »Ein perfider Plan« zu wählen. Im Roman selbst entscheidet sich der Autor am Ende ja für den Titel »Das Wort ist Mord«, wie der Roman dann im englischen Original hieß: »The Word is Murder«. Warum man so etwas ändert, ist mir echt schleierhaft. Vor allem hätte man das dann auch im eigentlichen Romantext anpassen müssen …
Der Roman liegt seit dem Sommer 2020 in Form eines schönen Taschenbuches im Suhrkamp-Verlages vor. Er ist 363 Seiten stark, kostet 11,00 Euro und kann mithilfe der ISBN 978-3-458-36492-4 in allen Buchhandlungen bestellt werden. Auch Versandhändler wie der PERRY RHODAN-OnlineShop führen das Werk. (Ich selbst habe die Hardcover-Ausgabe, die im Insel-Verlag erschienen ist; man kann sie für 22,00 Euro immer noch kaufen.) Das E-Book gibt’s für 10,99 Euro.
