Ambrose Parry: Die Tinktur des Todes Historischer Krimi im düsteren Edinburgh

14. Mai 2021

Das Jahr 1847 in Edinburgh, Schottland: Will Raven ist ein junger Mann, der aus einer armen Familie kommt, Ärger mit örtlichen Kriminellen hat und eine Stelle bei einem bekannten Frauenarzt antritt. Dort erfährt er, wie hart Krankheiten und schwere Geburten vor allem die Mütter treffen – allerdings werden die ersten Betäubungsmittel ausprobiert, mit denen man hofft, den Frauen helfen zu können.

Im Haushalt des Frauenarztes trifft er auf Sarah Fisher. Die kluge Frau ist als Hausmädchen angestellt und wird wegen ihres Standes von niemanden richtig ernst genommen. Gemeinsam kommen die beiden, die sich nicht besonders leiden können, auf die Spur von Frauenmorden, die offensichtlich bei der Polizei kein Interesse finden.

Das ist der Auftakt für den Roman »Die Tinktur des Todes«, der unter dem Pseudonym Ambrose Parry erschienen ist. Dahinter verbirgt sich ein Ehepaar: der erfolgreiche Schriftsteller und Journalist Christopher Brookmyre sowie die Medizinhistorikerin und Ärztin Marisa Haetzman. Sie lieferte die historischen und wissenschaftlichen Grundlagen für den Roman, der auf mich sehr nachvollziehbar und detailliert wirkt – auch wenn erfreulicherweise nie belehrende Passagen vorkommen und das Geschehen sehr unterhaltsam serviert wird.

Ich fremdle gelegentlich mit historischen Romanen. Sie sind für meinen Geschmack oft überladen mit Details, die mir vor allem verraten, wie viel der Autor oder die Autorin recherchiert haben; das sorgt nicht unbedingt für Spannung. Das wurde bei »Die Tinktur des Todes« tatsächlich geschickter gelöst.

Ambrose Parry stellt die Welt in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit all ihren Schattenseiten und auch den kühnen Erfindungen dieser Zeit dar. Wissenschaftliche Forschung wird ebenso thematisiert wie brutale Kriminalität in den Straßen. Das Leben sowohl der armen als auch der wohlhabenden Menschen wird geschildert, die Not von jungen Frauen – die beispielsweise ungewollt schwanger geworden sind – ist ein durchgehendes Thema.

Dabei schreckt Parry auch nicht vor grellen Bildern und harten Szenen zurück. Die Realität wird sehr klar geschildert, Gewalt, Geschwüre und Geburten gleichermaßen. Die Grenze zum unnötigen Splatter wird nicht überschritten, aber die Schilderungen sind eindringlich und extrem glaubhaft. Man gruselt sich als Leser des frühen 21. Jahrhunderts geradezu bei der Vorstellung, wie die Medizin im Jahr 1847 wirklich funktionierte …

Das ist alles sehr unterhaltsam und zieht einen in seinen Bann. Dieser historische Roman hat einen leichten Krimi-Einschlag, der aber nicht überhandnimmt. Die zwei jungen Helden versuchen eben aus persönlichen Motiven, hinter die Morde an den Frauen zu kommen. Dabei forschen sie herum, sie sprechen mit der Polizei und anderen Leuten, und sie geraten persönlich in Gefahr. Auch das wird so erzählt, dass man als Leser ständig »bei der Sache« ist.

»Die Tinktur des Todes« bietet eine starke Geschichte, die in sich abgeschlossen ist. Der Roman ist Auftakt einer Reihe, es wird also weitere Morde aus dieser Zeit und aus Edinburgh geben. Wer nach diesem Roman Gefallen an dieser Epoche und den zwei Hauptfiguren gefunden hat, bekommt bald Nachschub …

Der Roman ist als schön gestaltete Paperback-Ausgabe mit Klappumschlag bei Pendo erschienen; er umfasst 464 Seiten und kostet 16,99 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-86612-472-1 kann das Buch in allen Buchhandlungen bestellt werden, auch bei Versandhändlern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Die E-Book-Version kostet 12,99 Euro. Es gibt ebenso eine Hörbuchversion, über deren Qualität ich aber nichts sagen kann.

Klaus N. Frick

Die Tinktur des Todes
Parry, Ambrose
Pendo Verlag
ISBN/EAN: 9783866124721
Die Tinktur des Todes
Parry, Ambrose
PIPER EBOOKS
ISBN/EAN: 9783492995528
9,99 €
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